Ich bin in einem Zelt, mitten im Wald, es ist stockdunkel, der Regen hämmert auf das Polyester und ich fühle mich wohl, da wo ich jetzt bin.
Ich war neun Jahre alt, als mich meine Mutter in den Keller gesperrt hat. Es war eine kleine Abstellkammer unter der Treppe, in der sich alte Schuhe, ein Camping- und zwei Katzenklos befunden haben. Wenn ich auf Toilette muss, dann kann ich ja da drauf, sagte sie noch und sperrte ab, ohne den Lichtschalter von außen zu betätigen. Es war dunkel, aber ich hatte keine Angst. Ich war wütend. Ich wollte mich nicht einfach aus dem Weg räumen lassen, als wäre ich nicht hier. Keine Ahnung, wie lange ich dort eingesperrt war. Es können zehn Minuten gewesen sein, es kann eine Stunde gewesen sein. Den Geruch, bestehend aus einer Mischung von Katzenklo und Schweißfüßen, habe ich aber immer noch in der Nase.
Als ich 18 war, standen wir uns zum dritten Verhandlungstermin vor Gericht gegenüber. Meine Mutter hatte mir inzwischen den Tod gewünscht und meine Schulpsychologin sah sich nun genötigt zu handeln. Nachdem ich zu meinem Vater gezogen bin, versuchte meine Mutter mich für unmündig zu erklären, um keinen Unterhalt zahlen zu müssen. Dafür behauptete sie, dass ich drogensüchtig und gewalttätig sei. Meine Anwältin und ich legten Gutachten und Zeugnisse der Schule vor und überrumpelten sie mit Fotos meiner jetzt ehemaligen Zimmertür, die ihr Mann eingetreten hatte. Sie verstrickte sich in Falschaussagen und Widersprüche. In weniger als einer Minute war ihr ganzes Lügenkonstrukt zusammengefallen und ihre eigene Anwältin raunzte sie an, sie solle endlich die Klappe halten. Sie hatte wirklich an all das geglaubt, was sie behauptet hatte und in keinster Weise die Schuld bei sich gesehen. Für einen kurzen Moment saß sie völlig verwirrt da und ihr ganzes Weltbild geriet ins Wanken. In diesem Moment hatte ich wirklich Mitleid mit meiner Mutter.
Wir einigten uns auf einen minimalen Betrag, den sie abstottern musste. Im Grunde genommen war mir die Höhe egal, es hätte auch nur ein Euro sein können. Aber ich wollte, dass sie jeden Monat auf dem Kontoauszug sieht, dass sie einen Sohn hat, der sich nicht einfach so aus dem Weg räumen ließ.
Heute rieche ich Menschen mit Narzisstischer Persönlichkeitsstörung zehn Meter gegen den Wind. Sie halten sich für unfehlbar, wanzen sich an einen heran und wollen die unbedingte Bestätigung von einem, dass sie etwas ganz Besonderes sind. Wenn man das erst einmal durchschaut, dann mach das tatsächlich ein wenig Spaß, ihnen demonstrativ zu zeigen, wie sehr sie einen langweilen und wie sie davon immer fuchsiger werden. Vielleicht habe ich ja eine kleine sadistische Ader in mir.
Der Regen von draußen wird schwächer und klingt, als würde er langsam müde werden.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich kein schlimmes Kind war. Ich habe mittlerweile die gleiche Anzahl an Jahren ohne meine Mutter verbracht, wie vorher mit und muss sagen: die zweite Hälfte gefällt mir wesentlich besser. Ich fühle mich frei und habe nur noch liebe Menschen um mich herum.
Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, aber man kann sich von ihr trennen, auch wenn es Mut kostet und nicht einfach ist. Mittlerweile lebe ich in einer wundervollen WG mit tollen Menschen. Mein Mitbewohner ruft fast täglich an, um zu fragen, wie es mir geht. Ein wenig fühlt es sich wie Familie an.
Ich war neun Jahre alt, als mich meine Mutter in den Keller gesperrt hat. Es war eine kleine Abstellkammer unter der Treppe, in der sich alte Schuhe, ein Camping- und zwei Katzenklos befunden haben. Wenn ich auf Toilette muss, dann kann ich ja da drauf, sagte sie noch und sperrte ab, ohne den Lichtschalter von außen zu betätigen. Es war dunkel, aber ich hatte keine Angst. Ich war wütend. Ich wollte mich nicht einfach aus dem Weg räumen lassen, als wäre ich nicht hier. Keine Ahnung, wie lange ich dort eingesperrt war. Es können zehn Minuten gewesen sein, es kann eine Stunde gewesen sein. Den Geruch, bestehend aus einer Mischung von Katzenklo und Schweißfüßen, habe ich aber immer noch in der Nase.
Als ich 18 war, standen wir uns zum dritten Verhandlungstermin vor Gericht gegenüber. Meine Mutter hatte mir inzwischen den Tod gewünscht und meine Schulpsychologin sah sich nun genötigt zu handeln. Nachdem ich zu meinem Vater gezogen bin, versuchte meine Mutter mich für unmündig zu erklären, um keinen Unterhalt zahlen zu müssen. Dafür behauptete sie, dass ich drogensüchtig und gewalttätig sei. Meine Anwältin und ich legten Gutachten und Zeugnisse der Schule vor und überrumpelten sie mit Fotos meiner jetzt ehemaligen Zimmertür, die ihr Mann eingetreten hatte. Sie verstrickte sich in Falschaussagen und Widersprüche. In weniger als einer Minute war ihr ganzes Lügenkonstrukt zusammengefallen und ihre eigene Anwältin raunzte sie an, sie solle endlich die Klappe halten. Sie hatte wirklich an all das geglaubt, was sie behauptet hatte und in keinster Weise die Schuld bei sich gesehen. Für einen kurzen Moment saß sie völlig verwirrt da und ihr ganzes Weltbild geriet ins Wanken. In diesem Moment hatte ich wirklich Mitleid mit meiner Mutter.
Wir einigten uns auf einen minimalen Betrag, den sie abstottern musste. Im Grunde genommen war mir die Höhe egal, es hätte auch nur ein Euro sein können. Aber ich wollte, dass sie jeden Monat auf dem Kontoauszug sieht, dass sie einen Sohn hat, der sich nicht einfach so aus dem Weg räumen ließ.
Heute rieche ich Menschen mit Narzisstischer Persönlichkeitsstörung zehn Meter gegen den Wind. Sie halten sich für unfehlbar, wanzen sich an einen heran und wollen die unbedingte Bestätigung von einem, dass sie etwas ganz Besonderes sind. Wenn man das erst einmal durchschaut, dann mach das tatsächlich ein wenig Spaß, ihnen demonstrativ zu zeigen, wie sehr sie einen langweilen und wie sie davon immer fuchsiger werden. Vielleicht habe ich ja eine kleine sadistische Ader in mir.
Der Regen von draußen wird schwächer und klingt, als würde er langsam müde werden.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich kein schlimmes Kind war. Ich habe mittlerweile die gleiche Anzahl an Jahren ohne meine Mutter verbracht, wie vorher mit und muss sagen: die zweite Hälfte gefällt mir wesentlich besser. Ich fühle mich frei und habe nur noch liebe Menschen um mich herum.
Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, aber man kann sich von ihr trennen, auch wenn es Mut kostet und nicht einfach ist. Mittlerweile lebe ich in einer wundervollen WG mit tollen Menschen. Mein Mitbewohner ruft fast täglich an, um zu fragen, wie es mir geht. Ein wenig fühlt es sich wie Familie an.
Kommentar schreiben