"Mein Name ist Andy Sauerwein, es ist der 31. August 2018 und in genau einem Jahr, also am 31. August 2019 möchte ich mit meinem Fahrrad und meinem Hund Camillo am Nordkap stehen."
Dies ist das erste Video, das ich aufgenommen habe, nachdem mein Entschluss fest stand. 3000 Kilometer binnen 4 Wochen - dafür ist regelmäßiges Training und viel Disziplin nötig - die ich nicht
habe. Deshalb habe ich das Video auch gleich hochgeladen, um mich selbst maßzuregeln und immer daran zu erinnern: "Du hast es groß angekündigt, jetzt musst du es auch durchziehen!"
Camillo muss ich von der Idee noch überzeugen...
Aber nicht, dass ihr jetzt denkt, ich habe masochistische Züge an mir! 3000 Kilometer in 4 Wochen, das sind jeden Tag über 100 Kilometer plus 50 Kilogramm, die ich die meiste Zeit hinter mir
herziehe (5-10 Kilometer pro Tag darf Camillo neben mir herlaufen) - mir macht so etwas Spaß!
Radfahren war schon immer ein großes Hobby von mir. Als Camillo bei mir eingezogen ist, musste ich schnell feststellen, dass ich mich sportlich anders aufstellen muss: Nach jeder Radtour kam ich
zu Hause an, war total platt, hatte aber hinter der Haustüre einen nicht ausgelasteten Hund vor mir sitzen, der nun sein Recht auf Gassi einforderte. Camillo ist ein
Border-Collie-Jagdhund-Mischling. Eine irrer Mix aus Intelligenz und Hyperaktivität, der ständig Aufmerksamkeit braucht. Es heißt ja immer, dass sich die Menschen ihren Hund passend zu ihren
eigenen Charaktereigenschaften aussuchen - Freunde fragen mich immer, warum dann Camillo so schlau sei...
Also haben wir es mit Laufen probiert - Hund war glücklich und ich bereit für meinen ersten Halbmarathon. Im Sommer geht Camillo gerne Schwimmen, also haben wir gemeinsam viel Zeit im Wasser verbracht - nun war ich bereit für meinen ersten Triathlon. Irgendwann haben wir uns darauf geeinigt, dass es auch mal okay ist, wenn ich Camillo im Hänger für längere Touren hinter mir herziehe und ich kaufte ihm einen Hänger - das "Camillobil" (Foto).
Aber warum eine Tour zum Nordkap? Und warum binnen 4 Wochen?
Im Sommer 2017 hatte ich bereits eine Radtour durch Skandinavien (Karte) gemacht. Damals war ich 14 Tage unterwegs. Abzüglich der Fährentage bin ich in 10 Tagen durchschnittlich 130 Kilometer
gefahren. Mehr Zeit hatte ich zwischen meinen Auftritten in Berlin und Hamburg nicht zur Verfügung und es war die einzige Route, die irgendwie Sinn ergab. Klar, ich hätte auch einfach 14 Tage
direkt von Berlin nach Hamburg radeln können, aber wer möchte schon freiwillig 14 Tage in Brandenburg verbringen?
Es war eine der schönsten Reisen, die ich jemals gemacht habe. Ich habe die Nächte teils auf Campingplätzen, teils bei fremden Menschen auf der Couch verbracht. Es sind Freundschaften entstanden
und ich habe unfassbar interessante und skurille Begegnungen gehabt. Ich war schon sehr oft in Skandinavien, aber auf dem Rad entdeckt man die Länder noch einmal neu.
Dieses Jahr habe ich etwas mehr Zeit für eine längere Radtour eingeplant. Als Kabarettist ist August die beste Zeit, denn dann halten sich die Auftritte in Grenzen, ihr seid ja auch alle weg
:-)
Die Route war schnell klar: Über die Alpen mit Camillo ist mir zu heftig, es muss ein flaches Land sein, aber landschaftlich schön - Holland fällt also schon mal raus. Die typischen Urlaubsländer
am Mittelmeer wären eine Option, aber sollte es zu heiß werden, mache ich mir Sorgen um Camillo, dem die Sonne die ganze Zeit auf den Schädel brennt - also wieder in den Norden. Aus sportlicher
Sicht soll es eine Herausforderung bleiben und ein klares Ziel haben => Nordkap.
Von Flensburg sind es bis zum Nordkap knapp unter 3000 Kilometer. Wenn ich pro Woche einen Ruhetag einberechne, dann komme ich auf durchschnittlich 100 Kilometer pro Tag bei mäßigen Höhenmetern.
Sollte also machbar sein.
Wie ich von dort wieder zurück komme, dafür habe ja noch Zeit nachzudenken...
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